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Jul
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Einsortiert unter (Konschak, Zittau, trinationale Universität, IHI, Internationale Hochschulinstitut, Allgemein) von traduction.allemand am 16.07.2007

Nicht weit vom Zittauer Rathaus zeigt das Internationale Hochschulinstitut - besser bekannt als IHI - sein europäisches Gesicht. 1993 beschlossen fünf Hochschulen aus Deutschland (Zittau/Görlitz, Freiberg), Polen (Wrocław, Gliwice) und der tschechischen Republik (Liberec) zusammenzuarbeiten, um eine qualitativ hochwertige Lehre für Studierende anzubieten, die bereits das Äquivalent eines Bachelorabschlusses in ihrem jeweiligen Land besitzen. Eine trinationale Universität voller Ehrgeiz!

Wiederum handelt es sich um ein Projekt, das sich kurz nach der deutschen Wiedervereinigung nicht um Grenzen schert. Man muss dazu sagen, dass das Hochschulwesen - wie auch das sekundäre Bildungswesen - in Ostdeutschland völlig umgestürzt wurde. In einigen Regionen, wie z.B. Brandenburg, bekamen fast alle Hochschulen der Ex-DDR den Status von Universitäten, in anderen dagegen wurden sie um einen Grad herabgestuft, wie z.B. die Technische Hochschule Zittau, die seitdem einen Fachhochschulähnlichen Status hat. Es bot sich daher an, eine universitäre Präsenz in der Region zu schaffen. Und wie auch Rebecca diese Wochenende bemerkte, wurden sich die drei Länder schon Anfang der 90er Jahre der Bedeutung für die Region bewusst, die eine Zusammenarbeit im Bereich der Ökologie hat nach den politisch gewollten Industrieunternehmungen, von denen eine verheerender als die andere für die Umwelt war. Meine Gastgeberin hatte mir erklärt, dass zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung die tschechischen Wälder in einem Massensterben begriffen waren, weil der Regen durch die benachbarten Fabriken unglaublich verseucht war. Kurzum, alles war sich einig, das IHI aus der Taufe zu heben.

Ich habe sogar noch mehr erfahren über die Funktionsweise dieser Miniuniversität, nachdem ich die Sekretärinnen überzeugen konnte, mir auch ohne vorher vereinbarten Termin ein Gespräch mit einem der Verantwortlichen zu ermöglichen…
Und so breitet Frau Konschak, die Verwaltungschefin, eine ganze Reihe beeindruckender Zahlen vor mir aus: 80% der Studierenden sind Ausländer, davon 60% Polen, aber es gibt auch viele Tschechen und Deutsche und noch andere, neun verschiedene Nationalitäten. Lediglich 300 Studierende werden pro Jahr angenommen, sorgsam ausgewählt von ihren Heimatunis: “Eliteuni verpflichtet”, gibt man mir zu verstehen.

Das IHI ist die fünfte sächsische Universität. Eine öffentliche Hochschule mit geringeren Kosten für die Studierenden, denn der Semesterbeitrag hält sich in Sachsen noch in Grenzen (um die 50€ pro Semester). Das IHI ist für ausländische Studierende attraktiv, weil sie ein Stipendium bekommen, um die Lebenshaltungskosten in Zittau auszugleichen, sagt mir Maxi, deutsche Studentin am IHI. Maxi kommt aus Thüringen. Wie die anderen Studenten des IHI hat sie ihr Studium an einer anderen Universität begonnen, bevor sie ans IHI kam. “Die Studierenden, die hierher kommen, haben schon eine Grundausbildung, sie kommen, um sich zu spezialisieren, um einen deutschen Universitätsabschluss zu bekommen”, erklärt Frau Konschak, um dann den trinationalen Mechanismus zu verdeutlichen: “Der Unterricht findet in deutscher Sprache statt, deren Beherrschung ist daher eine conditio sine qua non für die Ausländer. Was die Deutschen betrifft, so lernen sie entweder polnisch oder tschechisch.” Maxi hat tschechisch gewählt: Vielleicht wegen Prag, das weiß sie nicht so genau. Mit einem Lächeln erklärt sie, wie die interkulturelle Ausbildung vor sich geht: “Wir lernen den anderen verstehen, die kulturellen Unterschiede. Beispielsweise erklärt man uns, dass die Deutschen tatsächlich die Arbeit vom Rest trennen, während die Polen und auch die Tschechen mit ihren Arbeitskollegen viel von ihrem Privatleben und ihrer Familie reden.” Und lachend fügt sie hinzu, dass selbst im Unterricht die tschechischen und polnischen Studenten viel lachen und reden. “Die interkulturelle Ausbildung erlaubt es, die Unterschiede zu verstehen und sich besser verhalten zu können, z.B. beim Geschäfte machen, bei Vertragsabschlüssen und so”, sagt Frau Konschak.

Das Abenteur dauert sechs Semester und soll den Absolventen ermöglichen, leicht ein schönes Plätzchen an der Sonne zu finden, auf der einen oder anderen Seite der Grenzen.



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